Ab 2018 sollen rund 21.000 Anleger insgesamt 34,6 Millionen Euro in ein vermeintlich lukratives Goldinvestment der GGMT (Green-Gold-Mine Trading GmbH) investiert haben. Das Geschäftsmodell verspricht besonders hohe Rabatte auf physisches Gold, sofern die Investoren bereit waren, monatelang auf die Lieferung zu warten.
Die Verantwortlichen der GGMT wurden in einem Verfahren wegen Betrugsverdacht vom Wiener Straflandesgericht freigesprochen. Dennoch befürchten Anleger den Verlust des eingezahlten Kapitals. Denn diese leisten ihre Einzahlung, ohne dass ihnen gesichert ein Vermögenswert zugeordnet wird. Dieses System der Vorleistung (Vorkasse) erhöht das Risiko eines Totalverlustes erheblich.
GGMT (Green-Gold-Mine Trading GmbH): Das Geschäftsmodell
Die GGMT wurde 2018 gegründet und bietet Anlegern die Möglichkeit, in physisches Gold zu investieren. Dabei wird Gold zu einem Preis angeboten, der je nach gewählter Wartezeit zwischen 10 und 50 Prozent unter dem Marktwert liegt. Allerdings müssen Kunden hierfür Lieferzeiten von bis zu drei Jahren in Kauf nehmen, wobei längere Wartezeiten mit höheren Rabatten verbunden sind.
Das Investitionsmodell basierte darauf, mit den eingezahlten Kundengeldern den Goldabbau in der Aulicio-Mine in Guyana zu finanzieren. Die Idee von GGMT und ihrem Geschäftspartner, dem Direktor von Aulicio Inc., sah vor, dass die Erlöse aus dem dort geschürften Rohgold für den Ankauf von Feingold in Europa verwendet werden sollten, das anschließend an die Investoren ausgeliefert werden sollte.
Zu der Unternehmensgruppe gehören:
- GGMT Revolution AG (später umbenannt in TGI AG)
- GGMT Revolution Verbtriebs GmbH
- GGMTrading GmbH
- Gold Crest Refinery Ltd.
Verlegung des Unternehmens-Sitzes nach Liechtenstein
Im März 2024 verlagerte die GGMTrading GmbH ihren Geschäftssitz von Wien nach Vaduz, Liechtenstein. Dieser Schritt könnte zunächst als unternehmerische Neuausrichtung erscheinen, wirft jedoch bei genauerer Betrachtung kritische Fragen auf. Liechtenstein ist für seine steuerlichen Vorteile und diskreten Finanzstrukturen bekannt, was den Verdacht nahelegt, dass das Unternehmen möglicherweise weniger strengen Regulierungen unterliegen möchte.
Die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA) stellte bereits im Mai 2023 klar, dass der Handel und die Verwahrung von physischen Edelmetallen keiner speziellen Lizenz bedarf. Anbieter dieser Dienstleistungen unterliegen lediglich bestimmten Sorgfaltspflichten. Anlegern wird daher geraten, solche Angebote kritisch zu hinterfragen, insbesondere in Bezug auf Transparenz, Nebenkosten und mögliche Risiken im Vergleich zu klassischen Anlagemodellen.
GGMT Revolution in TGI AG umbenannt
Neben der Sitz-Verlegung folgte innerhalb kürzester Zeit auch eine Umfirmierung. Am 13.03.2024 nannte sich die GGMT Revolution AG in TGI AG (Trust Gold International AG) um. Das Unternehmen versichert, dass durch die Übernahme der Verträge, Bestände und Lizenzen durch die TGI AG für die Kunden keine Änderungen entstehen. Dennoch liegt der Verdacht nahe, dass die Namensänderung vor allem dazu diente, das bestehende Geschäftsmodell auch nach dem Beginn des Gerichtsverfahrens ungehindert fortzuführen können.
Rabattstufen und pyramidenartiges Provisionssystem
Je nach gewählter Kaufoption verspricht die GGMT ihren Kunden monatliche Rabatte von bis zu 4 % („Premium Rabatt“). Laut einer Präsentation der Green-Gold-Mine Trading GmbH (GGMT) können Kunden Gold mit Rabatten von 10 bis 50 % erwerben. Darüber hinaus können Partner durch Weiterempfehlungen hohe Provisionen verdienen. Für jede erste Empfehlung gibt es eine Provision von 10 %, für Käufe aus einer zweiten Ebene werden 2 % Provision gezahlt. Ab der dritten Ebene bis zur zehnten Ebene erhält der Vertriebspartner jeweils 1 % für jede weitere Empfehlung. Voraussetzung für die Provision ist ein monatlicher Goldkauf von mindestens 1 g.
Das Karrieresystem der GGMT sieht vor, dass Vertriebspartner mit steigendem Rang zusätzliche Provisionen erhalten. Ab dem Silber-Rang erhalten Partner zudem Anteile am sogenannten Worldpool, in dem 2 % des weltweiten Umsatzes der GGMT monatlich unter den Anteilseignern verteilt werden. Die Frage bleibt jedoch, wie solche Vertriebsprovisionen und Rabatte bei einem Edelmetallgeschäft ohne fragwürdige Praktiken generiert werden können.
Das beschriebene Rabatt- und Provisionsmodell könnte sich als Schneeballsystem herausstellen. Ein Schneeballsystem birgt erhebliche Risiken, sowohl für die direkten Teilnehmer als auch für die gesamte Struktur. Bei einem solchen System wird die Auszahlung an bestehende Investoren hauptsächlich durch die Beiträge neuer Teilnehmer finanziert, anstatt durch echte Gewinne aus einer nachhaltigen Geschäftstätigkeit. Dies führt zu einer instabilen Grundlage, da die Auszahlungen nur so lange erfolgen können, wie neue Teilnehmer gewonnen werden. Sobald das Wachstum stagniert und keine neuen Gelder mehr hereinkommen, kollabiert das System zwangsläufig, und die meisten Teilnehmer erleiden Verluste.
GGMT Revolution/TGI AG: Totalverlustrisiko?
Ein zentrales Risiko dieser Anlage besteht in der Tatsache, dass die Kapitalzuführung seitens des Anlegers als Vorleistung erfolgt, ohne dass diesem zeitgleich eine konkrete und werthaltige Gegenleistung zufließt. Mit anderen Worten: Der Anleger trägt das volle Vorleistungsrisiko, da zum Zeitpunkt der Einzahlung weder ein unmittelbares Eigentum am versprochenen Edelmetall noch eine rechtlich gesicherte Sachwertdeckung gegeben ist.
Dem Anleger wird trotz werblich betonter Sachwertorientierung zunächst kein realer Vermögenswert übertragen. Die Anknüpfung an physisches Gold erweckt den Eindruck einer substanzgesicherten Anlageform; tatsächlich besteht aber über weite Strecken der Laufzeit lediglich ein ungesicherter Anspruch auf eine künftige Lieferung. Sollte das dem Geschäftsmodell zugrunde liegende Konzept nicht wie geplant realisiert werden, droht dem Anleger der vollständige Kapitalverlust.
Der Prozess gegen GGMT-Verantwortliche wegen mutmaßlichen Betrugs
Vor dem Wiener Straflandesgericht fand ein Strafprozess wegen mutmaßlichen Anlagebetrugs statt. Angeklagt war das Ehepaar Katarina und Helmut Kaltenegger sowie der Direktor der Aulicio Mining Inc. Laut Oberstaatsanwalt Marcus Schmitt haben die Beschuldigten ein Geschäftsmodell entwickelt, das von Beginn an nicht tragfähig war, heißt es in dem Artikel der ORF.at vom 08.01.2025.
Die drei Angeklagten wurden freigesprochen. Ein Sachverständiger aus Graz kam zu dem Schluss, dass das Abbaugebiet der Aulicio Minig Inc. tatsächlich existiert und auch eine aktuell gültige Abbaulizenz vorliegt. Jedoch wies der Sachverständige auch darauf hin, dass es keine schlüssigen Dokumente über die genaue Dauer und Abbaumenge gibt.
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